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CHECKLISTE

COVER-GALERIE

 

DRACULA - EINE ERFOLGSSTORY

 
Eine kleine Herausforderung: Wie verfasse ich eine DRACULA-Rezension, die nicht nur ein bloßer Abklatsch der Frankenstein-Kritik ist? Mein "Problem" ist damit bereits umrissen: identisches Genre, Storys, denen man ihr Alter nur allzu deutlich anmerkt und Zeichnungen, na ja, ich will nicht bereits in der Einleitung am Thron Gene Colans rütteln...
 
Ganz ohne Zweifel aber gelang es Marvel mit der Comic-Version des von Bram Stoker verewigten, wohl berühmtesten aller Vampire, eine ausgesprochen erfolgreiche Serie am US-Markt zu etablieren. Begünstigt durch das in verschiedensten Medien Anfang der 70iger Jahre neu geweckte Interesse am Horror-Genre wurde Marvels wichtigste Dracula-Serie „The Tomb of Dracula“ von den Fans sehr positiv aufgenommen und brachte es zwischen April 1972 und August 1979 auf immerhin 70 Ausgaben. 
Gleichwohl ließ mit dem ausgehenden Jahrzehnt die Nachfrage nach Horror-Titeln deutlich nach, so daß dem 1979 ins S/W-Magazin-Format gewechselten Titel nur noch ein bescheidener Erfolg beschert war – die überformatige Magazin-Serie wurde nach nur 6 Ausgaben im August 1980 eingestellt.
 
 

WILLIAMS´ VERSION DES BLUTRÜNSTIGEN GRAFEN

 
Ob des großen Erfolgs der US-Serie wegen wenig verwunderlich entschied sich auch der Williams Verlag für den Neubeginn 1974 neben Frankenstein einen weiteren, reinen Horror-Titel ins Programm aufzunehmen. Leider wurden die Hefte von den deutschen Lesern nicht so zahlreich gekauft, wie es sich die deutsche Redaktion gewünscht hätte: Immerhin, die ersten 33 Ausgaben der US-Serie liegen in der gewohnten Williams-Qualität vor(1) – eine klare Kaufempfehlung, zumindest für jeden (Williams-)Fan, der dem Genre zugetan ist.
 
Der einzige wirkliche, wenn auch recht schwerwiegende Kritikpunkt an der Williams-Veröffentlichung ist das Fehlen sämtlicher Crossover-Storys aus den US-Heften "Werewolf by Night #15", "Giant-Size Chillers #1"(2) und "Giant-Size Dracula #2/3"
Besonders negativ fallen fallen hier die beiden erstgenannten Storys ins Gewicht, da sie unmittelbar mit den „Tomb of Dracula“-Storys verbunden sind (näheres dazu weiter unten bei den Story-Anmerkungen). Schade, daß die Williams-Redaktion hier den Aufwand gescheut hat, denn die nicht veröffentlichten Storys wären problemlos in die deutsche Serie integrierbar gewesen.
 
 

EIN DREAMTEAM - WOLFMAN & COLAN?

  
Ganz ohne Zweifel trug aber nicht zuletzt das langjährige Kreativ-Team der Serie, bestehend aus Autor Marv Wolfman und Zeichner Gene Colan, entscheidend zum Erfolg der (US-)Serie bei; hier hatte sich wirklich ein „Dreamteam“ gefunden, das Inhalt(3) und Gesicht der Serie während der sieben Veröffentlichungsjahre prägte – schwer vorstellbar, daß die Serie ohne die beiden sich so lange am Markt hätte behaupten können.
 
Zwar schadet es sicherlich nicht, wenn man ein Freund des Horror-Genre im allgemeinen ist, um wirklich Spaß an der Serie zu haben. Unzweifelhaft positiv und für jeden sichtbar ist aber das atmosphärisch-düstere Bild, das die Geschichten und vor allem natürlich die Zeichnungen zu vermitteln verstehen. 
Auch jemand der Gene Colans Arbeiten eher skeptisch gegenüber steht, muß klar anerkennen, daß der Zeichner hier einen ganz entscheidenden Anteil am stimmigen Gesamtbild der Serie hat(te) – im Bildmedium Comic sicherlich sogar den wichtigeren Anteil. Zweifellos war die Serie für Gene Conan ebenso perfekt geeignet wie umgekehrt Gene Colans Stil die Serie erst wirklich zum Leben erweckte.
Objektive Kritik läßt sich allerdings dahin gehend üben, daß die Qualität seiner Arbeiten mitunter stark schwankte
(4), zuweilen sogar innerhalb einer Story. 
So kann ich die auch Kritik Jim Shooters
(5) nachvollziehen, daß Gene Colan nicht immer seinem unzweifel-
haft vorhanden Talent gerecht geworden ist, manches mal einfach zu sehr auf „Tempo“ gearbeitet hat...
  

EIN SCHLUSSWORT

  
Ok, ich gebe es zu: Vergleicht man die teilweise - objektiv - schlechten Dracula-Storys mit anderen Ge-schichten aus der Marvel-Welt, dann ist auch im Superhelden-Teil des Marvel Universums bei weitem nicht alles Gold was glänzt - auch nicht annähernd. Insofern ist meine eher negative Einschätzung der Serie zu relativieren. Zumal ich weiß, daß auch Marvels Dracula-Serie ihre Fans hat.
Umso mehr freue ich mich an dieser Stelle auf einen feinen Artikel von Helmut Kronthaler über das Schaf-fen von Gene Colan verweisen zu können, womit bewiesen wäre, daß es sehr wohl große Fans des Altmeisters gibt!
  
  
Gernot Zipperling, 17.01.2010  
  
  

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #1

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #2

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #3

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #4

Williams nicht aufgepaßt I: John Costanza ist als Letterer angegeben.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #5

Williams nicht aufgepaßt II: Seite 18 englische Textblase ("It must!").

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #6

Eine wirre Story, möglicherweise bedingt durch das „Lettering“ (Maschinensatz-Großschrift) von Tomus Verlagsproduktion noch unverständlicher geraten, denn es scheint Sybille van Geem hatte ihre liebe Not, den Text in den Blasen unterzubringen.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #7

Lettering von Grafische Werkstatt – schlägt im negativen Sinne wirklich alles, ist sogar noch (deutlich) mieser als die schlechtesten Arbeiten von Clemens Raschke...

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #8

Ernie Chuas (richtiger Name Ernesto "Ernie" Chan) Inking tut Colans Zeichnungen ausgesprochen gut, sogar noch klar besser als Tom Palmer zuletzt.
Williams druckt nur Colans Vornamen ab, dafür wird die Koloristin Glynis Wein aufgeführt (was unsinnig ist, da Williams die Farbgebung selbst übernahm).

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #9

Abgesehen davon, dass Glynis Wein nicht für die deutschen Farben verantwortlich zeichnet, war diesmal der vielgeschmähte Vincent Colleta fürs Inking verantwortlich, und er wurde einmal mehr seinem Ruf gerecht. Stylistisch paßt alles, aber der Detailreichtum läßt zu wünschen übrig, nicht zuletzt im direkten Vergleich mit Ernie Chuas Arbeit im Heft zuvor.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #10

Die Blade-Kultausgabe, der erste Auftritt des Vampir-Killers Nummer Eins im Marvel-Universum überhaupt.
Farbangaben sparte man sich von nun an (endlich) bei Williams. Das Inking übernahm diesmal Jack Abel und die Zeichnungen sind wieder deutlich detailreicher als im Heft zuvor.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #11

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #12

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #13

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #14

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #15

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #16

Hartmut Huff war offensichtlich stinksauer über die noch frischen Indizierungen von Frankenstein #5 und Dracula #5 (vom 11. Oktober 1974) und er tat deutlich seinen Unmut über das (Un-)Tun der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften kund. Seine Übersetzung fällt deutlich aus dem Rahmen, weist an verschiedenen Stellen ironische Anspielungen auf, sei es kontra Bundesprüfstelle oder sonstige humoristische Einfälle, die nicht so recht in eine Horror-Story zu passen scheinen:

“DAS DING SCHERT SICH NICHT UM DIE BUNDESPRÜFSTELLE FÜR
JUGENDGEFÄHRDENDE SCHRIFTEN!“

[Seite 3]

„IHR (ZENSIERT------), INSPECTOR CHELM!“
„SCHÄDEL? – PAH! INSPEKTOR, DAS WAR WIE IN ´NEM HORROR-COMIC – ZUM PIEPEN!“
[Seite 4]

„NIE WIEDER DIE VERBOTENEN MARVEL-COMICS LESEN KÖNNEN!“
[Seite 5]

„ABER DIES WÄRE KEINE HORROR-GESCHICHTE, WÜRDE DAS DING NICHT MIT FAULEM OBST AUF HENRY WERFEN...“
[Seite 8]

„OJE – NOCH EIN OBSTWERFER, NEIN!“
[Seite 9]

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #17

Erster (Kurz-)Auftritt von Jack Russell (Werewolf by Night].

Die vielleicht beste und spannendste, sicherlich aber die verschachteltste aller Storys bislang.
Die Redaktion kündigte eine „Unterbrechung“ der Storyline an, im nächsten Heft würde der WERWOLF BEI NACHT seinen Auftritt haben...

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #18

Die Geschichte ist nicht nur (mehr oder weniger sinnfrei) in die laufende Storyline eingeschoben, sie endet zudem auch noch abrupt und da die Fortsetzung in "Werewolf by Night" #15 statt findet, erfuhren die Williams-Leser mangels Veröffentlichung leider nicht, wie der Kampf ausging.
Immerhin, die Redaktion half sich mit einem Textkasten und dem etwas lapidarem Hinweis:
„HIER ENDET DAS DRAMA VORERST. WAS DARAUS AUCH WERDE - SORGET EUCH NICHT...“
[Seite 21]

Ja, schön, danke für den Hinweis. Besser wäre es gewesen, Williams hätte Dracula #18 & #19 auch gleich ausgelassen, denn Dracula #19 schließt wiederum unmittelbar an die Ereignisse in Werewolf by Night #15 an.
Und perfekt wäre es gewesen, Williams hätte einfach auch "Werewolf by Night"
#15 im Rahmen der Dracula-Serie veröffentlicht...

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #19

Am Beginn von Dracula #19 sieht man die verletzte Rachel geführt von Dracula durchs verschneite Gebirge der transsilvanischen Alpen stapfen und der geneigte Williams-Leser durfte (darf) zurecht einigermaßen verwirrt sein, denn von den vorangegangenen Ereignissen konnte er nichts wissen.
Der Redaktionshinweis („ZWISCHENDURCH HAT SICH EINIGES EREIGNET“) in einem Textkasten ist dabei wenig hilfreich; glücklicherweise hatten die Amerikaner den Weitblick, mittels einer kleinen Rückblende die eigenen (
Nicht-Werewolf by Night-)Leser über das Geschehene aufzuklären und damit waren dann auch gleich die Williams-Leser wieder im Bilde.
Praktisch und vielleicht auch der Grund, warum Williams „Werewolf by Night“
#15 ausließ...

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #20

Rachel erzählt Frank von den Abenteuern ihres Großvaters Abraham van Helsing mit Dracula – dazu ein wirklich nutzloser Hinweis von Hartmut Huff auf die US-Magazin-Serie „Dracula Lives!“
„WIE WIR
AUSFÜHRLICH IN UNSEREM HEFT DRACULA LEBT SCHILDERTEN.“ 
[Seite 10]

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #21

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #22

Story wurde in Giant-Size Chillers #1 fortgesetzt.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #23

Die Story beginnt völlig abrupt im Schloß Sheila Whittiers, die Vorgeschichte fehlt 
(Giant-Size Chillers #1), was zum Teil aber durch Rückblenden erläutert wird.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #24

Eine im Grunde genommen eingeschobene Story, ein wenig wird die Hauptstoryline dann aber doch voran getrieben. In wenigen Panels wird angedeutet, daß es eine entscheidende Wendung im Leben von Frank Drake geben wird. Hmm, unzweifelhaft eine Wendung im Kampf gegen Dracula...?

Tom Palmers Tuschearbeit zum Trotz, Colans Zeichnungen bleiben detailarm, einmal mehr kann man den Eindruck gewinnen, dass Colan auf Tempo gearbeitet hat. Was ihm aber ein ums andere Mal hervorragend gelingt, ist die düstere Grundstimmung des Themas umzusetzen und auch die Action-Sequenzen sind äußerst schwungvoll und gelungen gezeichnet. Detailarmut hin oder her, Fans von Gene Colan dürften von der Arbeit sicherlich angetan sein.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #25

Mit Hannibal King (ein Privatdetektiv) wird eine neue Figur in die Serie eingeführt, zumindest diese erste Story mit ihm bringt darüber hinaus aber nichts Neues, ist erneut eine Füllstory.
Ein interessantes Detail findet sich dann aber doch, am Ende der Story: King ist – anders als 
Blade – anscheinend selbst ein Vampir.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #26

Erneut ein Wechsel im Handlungsstrang, die Handlung stolpert anscheinend planlos vor sich hin.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #27

Die Storyline wird nicht wirklich besser, dafür aber zunehmen philosophischer, geradezu metaphysisch...

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #28

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #29

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #30

Für einmal eine etwas anders gelagerte, durch und durch ungewöhnliche Story...

Ungewöhnlich, ja, in Teilen leider aber auch komplett unsinnig. Deutschland besaß keine gemeinsame 
Grenze mit Rumänien (und damit zu Siebenbürgen, auch bekannt als Transsilvanien...) und zudem 
war Siebenbürgen zu dieser Zeit Bestandteil Österreich-Ungarns, nicht Rumäniens. 
Ergo hätte Deutschland entweder Österreich-Ungarn angreifen müssen oder Dracula hätte es reichlich egal sein können, ob Deutschland gegen Rumänien in den Krieg zieht.

Man möge mir den historischen Exkurs verzeihen...

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #31

Die Hauptstoryline nimmt einen Verlauf, daß man sich unwillkürlich fragt, ob man eine Geschichte verpaßt hat – jedoch nein, es fehlt keine der Giant-Size Storys, die Williams allesamt ausließ...

Und was soll man davon halten? Die Haupt-Storyline springt hin und her, ob uninspiriert oder genial bleibt dem Urteil eines jeden Lesers überlassen. Die Neben-Storylines werden zwar wieder aufgenommen, aber nicht vertieft: die Storyline um Taj tritt schlicht auf der Stelle; immerhin ahnt man nun, dass Frank Drake auch in Südamerika mit Untoten zu tun haben wird.

Gene Colans Zeichnungen passen wie gewohnt stilistisch hervorragend zur düsteren Stimmung der Geschichten, aber alles wirkt einmal mehr wie „schnell hingezeichnet“. Keine Frage, Colans Arbeit ist gut, aber man muß seinen Stil mögen, um sie wirklich zu schätzen.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #32

Gleichwohl wissend, daß Dracula ganz bestimmt nicht sterben wird, ist die Story spannend erzählt, macht neugierig darauf, wie es wohl weiter gehen wird.

 

DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #33

Auch wenn diese Story erneut ein wenig orientierungslos wirkt, ist sie doch ein ordentlicher (wenn auch leider offener Abschluß) für die Williams-Serie. So erfährt man ein wenig mehr über Quincy Parkers Leben und Dracula ist ruhelos wie eh und je...

  
  
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(1) Allen Dracula-Fans seien an dieser Stelle die MARVEL HORROR Bände #1-12 von Marvel Deutschland (Panini) empfohlen. Dank den Panini-Ausgaben (veröffentlicht zwischen Oktober 2003 und Dezember 2006) liegen alle 70 Ausgaben der US-Serie erstmals auf Deutsch vor, plus die von Williams ausgelassenen Cross-over-Geschichten.
 
(2) Giant-Size Chillers und Giant-Size Dracula sind als eine Serie zu betrachten, Marvel änderte für die zweite Ausgabe lediglich den Titel.
 
(3) Die ersten 6 Storys wurden von Gerald Conway, Archie Goodwin und Gardner F. Fox geschrieben, dan-
ach wurde die Serie dauerhaft von Marv Wolfman übernommen.
 
(4) Hierbei gilt es jedoch Qualität der Arbeit der Tuscher zu berücksichtigen, die einen nicht zu unter-
schätzenden Einfluß auf die Zeichnungen haben.
 
(5) Jim Shooter ist eine durchaus umstrittene Persönlichkeit; erst Mitte der 70iger Jahre zu Marvel gekom-
men, ist er in den Williams-Ausgaben natürlich nicht mehr präsent gewesen. Anfänglich als erfolgreicher Jung-Author (Shooters Geschichten zählen neben Stan Lees, Roy Thomas´, Steve Engleharts und Roger Sterns Storys zum besten, klassischen Avengers-Material überhaupt - heraussragend ist dabei seine "Korvac Saga") tätig, machte er innerhalb nur weniger Jahre einen rasanten Aufstieg durch, bis hin zum Chef-Redakteur (Editor in Chief) bei Marvel.
Auch dabei war er äußerst erfolgreich, so erlebte Marvel unter seiner Leitung Anfang der 80iger Jahre einen weiteren Wachstumsschub enormen Ausmaßes. Die Verkaufszahlen stiegen derartig an, daß die werte Konkurrenz (namentlich DC) geradezu überrollt wurde. Als unbestritten gilt, daß er das Einkommen der bei Marvel tätigen Autoren und Zeichner deutlich steigern konnte - solange sie jedenfalls hochwertige "Produkte" ablieferten; die enorm positiven Verkaufszahlen in dieser Zeit und ein generell gutes Verhältnis zur Verlagsleitung halfen Shooter sicherlich bei seinem Anliegen: adäquate Bezahlung für hochwertige Arbeit zu leisten.
Auf der anderen Seite machte sich Shooter bei manchem Autor (nur eines von vielen prominenten "Opfern": Steve Englehart, der wegen Shooter vorübergehend zu DC wechselte) unbeliebt, da er mitunter massiv in die Storylines eingriff und Änderungen erzwang, die nicht im Sinne der Kreativ-Köpfe waren. Das "Problem" war einfach Shooters allgegenwärtiger Qualitäts-Anspruch, der aber auch zu vielen unzweifelhaften Ver-besserungen führte, wie zum Beispiel das Abdrucken der der Leserbriefseite an einer fixen Stelle im Heft, nämlich nach der Comic-Story (zuvor wanderte die Leserbriefseite lustig durch die Hefte, wo immer denn gerade Platz war).

Und auch die Zeichner bekamen ihr Fett weg, in diesem Fall Gene Colan:

"Gene Colan, God bless him, a great artist... When he worked for me, there were some problems. Gene had to produce a certain amount of work a day for economic reasons and sometimes he'd cheat a little. He used to love it if there was an explosion in a story. No matter what, a tiny explosion would become a full page. Quick page, so he'd make some money. 

He did some brilliant work by the way in his career. Dracula. I think he was getting a little tired when I was there. I think we finally cancelled Dracula, it started to fade and he needed work. And the fact is, he worked on a couple different things, with a couple different writers, he just couldn't.... he had to do everything really fast. He wasn't good about doing the reference, he wouldn't pay attention to the story.

I remember Bill Mantlo came in and I had made him rewrite this plot three or four times. He comes in and says, "I have to rewrite this plot three or four times and [Gene] ignores it. That's just not right." I said, "You've got a point, Bill. I put you through hell getting this plot right and here Gene just ignores whatever parts are hard to draw." 

Got to the point where Bill wouldn't work with him. Roger Stern wouldn't work with him. Claremont wouldn't... No one would work with him. So guess what he does, he works with me on he Avengers. 

I made a deal with him, I said, "Gene, you gotta start doing what you can do. You've gotta do better stuff. I'm gonna make you redraw when you don't. At first, I will repay you to redraw it, but it has to be right. So if you have to redraw something, don't worry, you're not going to lose a day's work. I'll pay you for it. You're going to find that it's better to do it right the first time. And if you do it right, I'll get you more money. You'll be on the Avengers, nice royalties." That went for a couple months. 

That's when Wolfman had gone over to DC, thinking fondly of the Dracula days, got him to come over there. And that was better for everybody I think. Doing stuff that was more up his alley. He wasn't really a superhero guy. That's all we had at that point to offer him. He ended up at DC. Just one of those things that didn't work out."


Das Zitat ist ein Auszug aus einem ausführlichen Interview mit Jim Shooter auf Comicbookresources.
 

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 REZENSION  © 2010 GERNOT ZIPPERLING